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Anna B Savage
Foto: Katie Silvester

Keine Angst vor Hits

Alles ist in FLUX

Die englische Musikerin Anna B Savage möchte allein sein, Brendan Benson spielt auf „Let go“ alles selbst und The Go! Team machen Musik zum Aufstehen. Außerdem: Was sind Merch Cuts? Das und mehr in unserem Musik-Update Keine Angst vor Hits.

Neue Alben

Brendan Benson – Low Key

Brendan Benson kennt man vor allem als Mitglied der Band The Raconteurs neben seinem latent zappeligen Co-Frontmann Jack White. Benson ist auch schon lange als Solokünstler aktiv, hat bislang sieben Alben veröffentlicht, darunter Highlights wie “The Alternative To Love” und “Lapalco”. Mit dem letzten “Dear Life” von 2020 ging es ihm wie vielen anderen, er konnte die Songs nicht live spielen, hat stattdessen neue geschrieben und die erscheinen jetzt unter dem Titel “Low Key”. Die Songs dafür hat er in seinem Heimstudio in Nashville aufgenommen und alle Instrumente selbst gespielt. Im ersten Stück „Ain’t No Good“ macht er sich über die destruktive Selbstverliebtheit lustig und schielt da ein bisschen Richtung HipHop. Im gitarrenlastigen „Whatever’s On My Mind“ nimmt er sein eigenes Sream-of-consciousness Denken auf die Schippe. Auch wenn „Low Key“ nicht sein stärkstes Album ist, Benson hat immer noch ein Händchen für eingängige, schöne Gitarrenpop-Melodien.

Voodoo Jürgens – Wie die Nocht noch jung wor

Gesang in Mundart ist das Markenzeichen der Musik des Österreichers Voodoo Jürgens. Der hat seine ersten musikalischen Schritte in einer Britpop-Band namens Die Eternias gemacht. 2016 erschien sein erstes Soloalbum “Ansa woar”, für den Nachfolger “s’klane Glücksspiel” bekam er den Amadeus Austrian Music Award als Album des Jahres. Das dritte Album von Voodoo Jürgens heißt „Wie die Nocht noch jung wor“. Musikalisch ist das Album mit Rock, Pop, Jazz, Chanson und Zirkusliedern breit aufgestellt. Dazu erzählt er seine Geschichten von Außenseitern, Gaunern, Verlierern und abgehängten Antihelden, wird auch mal persönlich, z.B. in „Zuckerbäcker“ – denn er selbst hat ja unter anderem eine Lehre als Konditor gemacht und abgebrochen. Das ist sehr gut und vor allem melancholisch-schwarzhumorig.

Mynolia – All Things Heavy

„Ich habe keinerlei kulturelle oder nationale Identität, und ich glaube, dass ich mich in diesem Mangel an die Musik geklammert habe wie ein Leuchtturm im Nebel“, das sagt Mynolia, eine junge Künstlerin, die in Berlin lebt, aber auf der ganzen Welt aufgewachsen ist von Neuseeland über Indien bis Kanada. Sie hat schon mit Naima Husseini oder Me And My Drummer zusammengespielt. Ihr Debütalbum „All Things Heavy“ enthält zehn atmosphärische Songs zwischen Dark-Folk und Dream-Pop. Sie breitet einen dunkelblauen Teppich aus Gitarre, dezenten Beats, und ihren eigenen Backgroundvocals aus und sie singt dazu etwa davon, wie es sich anfühlt, rückwärts durch den Nebel zu laufen oder vom Gefühl der Einsamkeit. Bis auf einen Pianopart im Song „Goldrush“ gibt es wenige musikalische Ausbrüche oder Überraschungen, dabei wird es aber trotzdem nicht monoton.

Neu auf der Playlist

Anna B Savage – in/FLUX

2015 gab die Londoner Musikerin Anna B Savage mit einer titellosen EP ihr erstes musikalisches Lebenszeichen von sich. Dann hörte man lange nichts von ihr, bis 2021 ihr Debütalbum „A Common Turn“ erschienen ist. Darauf garnierte sie Folk-Pop Songs mit experimentellen elektronischen Soundcollagen. Diesen Weg setzt sie auch mit ihrem neuen Song „in/FLUX“ fort, wobei die elektronischen Soundelemente hier nochmal deutlich in den Vordergrund rücken. Aus einem ruhigen und verletzlich wirkenden Intro entwickelt sich der Song zu einem expressiven und selbstsicheren Elektro-Pop Track und bildet so die scheinbar widersprüchlichen Persönlichkeitsanteile der Künstlerin ab. Anna B Savages zweites Album „in/Flux“ erscheint am 17. Februar.

The Go! Team – Whammy-O

The Go! Team ist eine britische Band aus Brighton, die in den 2000ern ursprünglich als Soloprojekt von Ian Parton ins Leben gerufen wurde. Dieser wollte Sonic-Youth-mäßige Gitarren mit Cheerleader-Gesängen, Bollywood-Soundtracks, HipHop und Elektro kombinieren. Diese wilde Mischung kam bei Hörer*innen und Kritiker*innen so gut an, dass schnell eine Band her musste, um das ganze auch live zu performen. „Whammy-O“ heißt nun der neuste Streich der mittlerweile siebenköpfigen Formation und ist in Kollaboration mit der Brooklyner Rapperin Nitty Scott entstanden. Dank Flötengetriebener Funk-Beats und groovenden Bläserkaskaden ist der Song zu einem äußerst energetischen und tanzbaren Hörereignis geworden.

McKinley Dixon – Sun, I Rise (feat. Angélica Garcia)

Der US-Amerikanischen Rapper McKinley Dixon hat eine Vorliebe dafür, die Genre-Konventionen des Rap infrage zu stellen. Nicht nur musikalisch, sondern auch was etwa Veröffentlichungswege der Musik angeht. So spielte er schon Konzerte mit der Indie-Musikerin Lucy Dacus und bringt seine Musik auf Plattformen wie Bandcamp heraus. Sein neuer Song „Sun, I Rise“ ist in Zusammenarbeit mit der Musikerin Angélica Garcia entstanden. Darauf verarbeitet er den griechischen Mythos des Ikarus und webt dabei verschiedene mythologische Referenzen geschickt in das eigene Alltagserleben ein.

Popschnipsel

Habt ihr schonmal was von „Merch-Cuts“ gehört? So nennt man das in der Livebranche, wenn Veranstaltungsorte oder Festivals einen Anteil an den Merch-Gewinnen der Künstler:innen einfordern. Verständlich ist das, wenn ein Dienstleister den Verkauf übernimmt oder ein Verkaufsstand, z.B. auf einem Festival, extra von den Veranstalter:innen aufgebaut und bereit gestellt wird. In GB wurde das Thema viel diskutiert in diesem Jahr. Denn dort hat es sich eingebürgert, dass sogar kleinere Konzertlocations mit 300-500 Gäst:innen zwischen 15 und 35 % Anteil an den Merch-Einnahmen der Künstler:innen haben wollen – ohne verständliche Begründung. Denn auch, wenn es Veranstaltungsorte derzeit schwer haben, geht es Künstler:innen wirtschaftlich kein bisschen besser. Der Merchandise- und Plattenverkauf nach Konzerten spielt für Musiker:innen in Zeiten des Musikstreaming als Einnahmequelle außerdem keine unerhebliche Rolle. Die britische Featured Artists Coalition – ein Zusammenschluss von Indie-Künstler:innen – hat deswegen die Inititative „100% Venues“ gegründet, der sich schon über 400 Clubs in GB angeschlossen haben. Auch der US Amerikanische Verband Union of Musicians and Allied Workers hat sich nun mit #MyMerch der Initiative angeschlossen und will auf das Thema aufmerksam machen. Wie es in Deutschland mit Merch-Cuts aussieht, besprechen wir im Podcast mit Jasper Niebuhr, Mitbegründer der NEUBAU Music Management GmbH, Artist Manager unter anderem für Künstler:innen wie Betterov. Titus Winterstein, Manager von Thomas Headon berichtet außerdem von seinen Erfahrungen mit der britischen Livebranche und von interessanten Protestaktionen. Schon im April verlegten etwa Dry Cleaning ihren Merch-Verkauf in einen Pop-Up-Store um die Ecke des Londoner O2-Forums, um einen hohen Merch-Cut zu vermeiden.

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