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Billie Eilish
Foto: Kelia Anne MacCluskey

Keine Angst vor Hits

Sextouristen und Apokalypse

Danger Dan verprügelt Sextouristen in Bangkok, Ja, Panik suchen ein Heilmittel gegen den Kapitalismus und Dawn Richard erforscht die Musikgeschichte von New Orleans. Außerdem: Kann man dieses Jahr noch auf Festivals hoffen? Das und mehr in unserem wöchentlichen Musik-Update Keine Angst vor Hits.

Neue Alben

Danger Dan – Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt

Mit seinem Song „Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt“ hat Antilopen-Gang-Mitglied Danger Dan schon letzten Monat für Furore gesorgt. Heute erscheint das gleichnamige Album. Das überrascht vor allem mit einem musikalischen Stil, der sehr weit weg von allem ist, was man von Danger Dan oder der Antilopen Gang bisher kennt. Statt Hip Hop-Beats und Synthesizer gibt’s auf „Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt“ gefühlige Klavierballaden, die mit Akkordeon und Streichern angereichert werden. Dass das alles nicht in den totalen Liedermacher-Kitsch abrutscht, ist vor allem Danger Dans Texten zu verdanken. Die vereinen gewohnt kluge Gesellschaftskritik mit bissigem Humor, erzählen aber auch ganz unironisch von Danger Dans krummem und von Brüchen gezeichnetem Lebenslauf.

Mine – Hinüber

Die Streicher-Arrangements von Danger Dans neuem Album stammen übrigens von der Musikerin und Produzentin Mine. Die hat im letzten Jahr aber nicht nur an den Kompositionen befreundeter Musiker und Musikerinnen gearbeitet, sondern vor allem auch an ihrem eigenen neuen Album „Hinüber“ gebastelt. Auf dem mischt sie Songwriter-Pop, Elektroeinlagen und Rapelemente zu ihrem sehr eigenen Mine-Sound. Dem Album merkt man an, dass Mines Fähigkeiten als Produzentin in den letzten Jahren immer weiter gewachsen sind. Auch atmosphärisch deckt das Album ungefähr alle Gefühlslagen ab, die man einem Deutsch-Pop-Album so zumuten mag.  Von bedrohlich düsteren Weltschmerzsongs wie „Hinüber“, geht’s über sommerhittige Feel Good-Stücke wie „Eiscreme“, bis zu spöttischen Zeilen über den schlechten Musikgeschmack anderer Leute in „Audiot“.

Ja, Panik – Die Gruppe

Als die österreichische Indieband Ja, Panik 2016 ihre Bandbiografie Futur 2 veröffentlicht hat, da haben viele schon damit gerechnet, dass damit das Ende der Band eingeläutet worden ist. Dazu ist es aber zum Glück nicht gekommen. Nach siebenjähriger Pause gibt es nun einen neuen Longplayer, der auf den Namen „Die Gruppe“ hört. Ja, Panik sind hier deutlich weniger poporientiert als auf ihren bisherigen Platten. Die lyrische Verschmelzung von Englisch und Deutsch österreichischer Färbung, die seit jeher Stilmittel von Ja, Panik ist, wird von Sänger Andreas Spechtl diesmal bis in den Exzess betrieben. Ansonsten prägen sphärische zerfaserte Soundflächen, die von Saxophon-Melodien, Gitarrenfragmenten und Chorpassagen durchbrochen werden, den Klang der Platte und machen „Die Gruppe“ zu einem der interessantesten Ja, Panik-Alben überhaupt.

Dawn Richard – Second Line

Dawn Richards Album „Second Line“ ist eine tanzbare Hommage an die Musik-Metropole New Orleans – und damit auch eine kleine Verbeugung vor den zahlreichen Strängen schwarzer Musikgeschichte und Kultur, die in dieser Stadt zusammenlaufen. Das fängt schon beim Titel des Albums an: „Second Line“ bezeichnet einen Teil einer Blas-Kapelle, die beim Mardi Gras – dem Karneval in New Orleans – oder auf Beerdigungen spielt. Im Gegensatz zur „Main Line“, der vorne in der Parade laufenden Kapelle, spielt die „Second Line“ selbst auf Beerdigungen energetische und vor allen Dingen tanzbare Stücke. Mit dem Song „Bussifame“ verbindet Dawn Richard diese Tradition mit dem zeitgenössischem Sound und interpretiert die „Second Line“ als elektronische House-Nummer.

Neu auf der Playlist

Billie Eilish – Your Power

Vom Kinderzimmer dank Soundcloud zum Weltstar: Die Sängerin aus Kalifornien hat es inzwischen zu vier Grammys und Weltruhm gebracht. Überraschend sanfte Töne schlägt sie in ihrer aktuellen Single an: „Your Power“ ist eine Ballade über Verletzlichkeit, Zärtlichkeit und Macht: Billie Eilish singt über einen älteren Beziehungspartner, der mit besten Absichten den Held spielen will, aber eben dadurch seine Macht missbraucht: „She said you were a hero, you played the part, but you ruined her in a year“, singt Eilish, während ihr im Musikvideo eine Anakonda die Luft abschnürt. Nichtsdestotrotz scheint Billie Eilish „Happier than ever“ – das verspricht zumindest der Titel ihres Albums, dass sie für den 30. Juli angekündigt hat.

Faye Webster – Cheers

Die US-amerikanische Folk-Sängerin und Fotografin Faye Webster stammt aus Atlanta und ist von dort aus in das kleinere Nashville gezogen. Dort gebe es laut ihr keine andere Musik außer Americana-Folk – was sie nicht als Kompliment gemeint hat. Ein Hauch Provinz weht auch durch ihre aktuelle Single “Cheers“. Dort besingt sie eine frische Liebe und sinniert darüber, ob sie wohl noch vor ihren Brüdern heiraten wird oder ob ihr Vater ihrem Angebeteten seinen Hang zum Fluchen verzeihen wird. Dass das durchaus humorvoll gemeint ist – gut möglich. Schließlich ist Webster nach eigenem Bekunden ausgesprochen witzig – das verspricht zumindest der Titel ihres am 25. Juni erscheinenden Albums: „I know I’m funny Haha“.

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