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Young Fathers
Foto: Jordan Hemingway

Keine Angst vor Hits

Keine halben Sachen

Die experimentellen Schotten Young Fathers kündigen mit „I Saw“ ein neues Album an, Loyle Carner setzt sich mit seiner Identität auseinander und Dry Cleaning lassen Melodien zu. Außerdem: ein SXSW für Berlin? Das und mehr in unserem Musik-Update Keine Angst vor Hits.

Neue Alben

Loyle Carner – hugo

Der Londoner Rapper Ben Coyle-Larner alias Loyle Carner ist bekannt dafür, in seinen Songs sehr ehrlich zu rappen und Emotionen zu teilen. Für sein neues drittes Album „hugo“ hat er Kontakt mit seinem leiblichen Vater aufgenommen, er ist nämlich auch selbst Vater geworden. Das hat ihn persönlich natürlich wachsen lassen, entsprechend ernst klingen die Songs, die sich auch mit seinen unangenehmen Seiten und widersprüchlichen Gefühlen beschäftigen, z.B. in „Hate“ oder „Georgetown“. In diesem Song ist auch der guyanesische Dichter John Agard dabei, dessen Gedicht „Half-Caste“ Carner stark beeinflusst hat. Außerdem hat Producer-Legende Madlib dafür die Beats geliefert. Carner setzt sich mit seiner Herkunft auseinander und dem Gefühl, weder auf der einen noch auf der anderen Seite richtig dazuzugehören. Außerdem geht es um Unsicherheiten, Machtverhältnisse und die daraus entstehende Frustration. Begleitet wird sein entspannter Flow von old-schooligen HipHop-Beats und Piano-Loops, Gospel-Chören, Jazz-Drums, Bläsern, sehnsüchtigen Synthies und einem funky Bass.

Dry Cleaning – Stumpwork

Im April 2021 haben sich Dry Cleaning mit ihrem Debütalbum “New Long Leg” laut New York Times an die Spitze der sogenannten “Speak-Sing”-Bewegung gesetzt. Jetzt liefert das Londoner Altrock/Post-Punk-Quartetts schon den Nachfolger “Stumpwork”. Die „gesangesprochenen“ Vocals von Frontfrau Florence Shaw liegen auf den Songs wie eine schwere Gravity-Bettdecke. Auf der Gitarre wird nicht nur gerifft und geschrammelt, ihre Mitmusiker lassen auch mal Melodien zu, aber es gibt auch 90ies Slackerrock und kantigen Post-Punk. Shaws surrealistischen Texte stehen nach wie vor im Vordergrund, es gibt jetzt auch eine Sensibilität für Themen wie Familie, Geld, Politik und Selbstironie. Wütende Alt-Rock-Hymnen verbinden sich auf dem Album mit Jangle-Pop und Ambient-Noise.

Frankie Cosmos – Inner World Peace

Unter dem Alias Ingrid Superstar hat die New Yorkerin Greta Kline einige Zeit Musik gemacht, bevor sie sich bzw. ihrer Band den Namen Frankie Cosmos gab. Mit Frankie Cosmos hat sie schon vier Alben zwischen Indie und LoFi-Bedroom Pop veröffentlicht. Das fünfte trägt den Titel “Inner World Peace”. Songwriterin Greta Kline ist während der Pandemie zurück zu ihren Eltern gezogen, dort hat sie ungefähr 100 Songs geschrieben. 15 davon hat sie mit ihrer Band aufgenommen. Die warmen, reflektierten und durchaus humorvollen Stücke bewegen sich zwischen Indiepop und Dreampop, es gibt auch mal eine angezerrte Gitarre, Orgel und Harmoniegesang. Es geht u.a. darum sich gesehen oder unsichtbar zu fühlen oder um vergangene Versionen ihrer selbst wie in “Abigail” oder “Wayne”.

Neu auf der Playlist

Arctic Monkeys – I Ain’t Quite Where I Think I Am

Für wen machen die Arctic Monkeys eigentlich noch Musik? Diese Frage darf ruhig gestellt werden. Seit ihrem letzten Album “Tranquility Base Hotel & Casino” sind es ganz sicher nicht mehr jene Indie-wütigen Teenagerinnen und Teenager, die sie mit ihren ersten Platten angesprochen haben. Der eher loungige Glam-Rock und cineastische Sound ihres neuen Albums “The Car”, auf dem auch die aktuelle Single “I Ain’t Quite Where I Think I Am” zu finden ist, zeigt die Briten verwandelt und gewachsen. Alex Turner, mittlerweile 36 Jahre alt, zeigt, was er gesanglich und textlich drauf hat: Kryptische Beschreibungen einer merkwürdigen Bootsfahrt in der spanischen Riviera setzen sie mit Streichern und einer Prise Jazz in Szene. Musik von und für Erwachsene, deren wilde Zeiten noch nicht so lange her ist.

Caroline Polachek – Sunset

Pop in allen Formen und Farben. Das ist das Spezialgebiet von Caroline Polachek. Die US-amerikanische Songwriterin hat schon mit einigen Projekten Songs und Alben veröffentlicht, z.B. mit ihrer mittlerweile aufgelösten Band Chairlift. 2019 kam mit “PANG” dann das erste Album  heraus, das ihren eigenen Namen trug. Dem folgte der Pop-Hit “Bunny Is A Rider”, den Pitchfork zum besten Song des Jahres 2021 kürte. “Sunset” gesellt sich jetzt zu einer Reihe anderer neuer Songs und bringt die Sonne in den trüben Herbst. Mit Flamenco-Gitarre und Handclapping versetzt Caroline Polachek uns nach Spanien und erzählt von einer Liebe, mit der sie am liebsten in den Sonnenuntergang fahren würden. Das klingt kitschig und das ist es auch. Genauso wie das dazugehörige Musikvideo, das in und um Barcelona gedreht wurde.

Young Fathers – I Saw

Die Musik von Young Fathers lässt sich nicht so wirklich einem Genre zuordnen. Irgendwo zwischen Indietronica und Art Pop haben sie ihre ganz eigene Mischung gefunden. Das Trio aus Edinburgh fasziniert seit 2014 und hat vor fast fünf Jahren mit ihrem dritten Album “Cocoa Sugar” nochmal ordentlich einen drauf gelegt. Und damit geht es jetzt weiter. Nach “Geronimo” ist jetzt auch “I Saw” ein Vorgeschmack auf ihr neues Album “Heavy Heavy”, das am 3. Februar das Licht der Welt erblicken wird. “I Saw” soll eine in Musik gegossene Wahnvorstellung sein, die mit einer massiven Wucht viel Eindruck hinterlässt und immer bedrohlicher wird. Laut Band soll der Song “wie ein Flugblatt, das im Briefkasten landet und das Establishment und die Immigranten für alles, was falsch läuft, verantwortlich macht” klingen und jene Dämonen freilassen, die wir sonst unterdrücken.

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