Der Kosovo, Afghanistan und das Problemviertel Hope Six in der amerikanischen Hauptstadt Washington D.C. sind sicher nicht die gemütlichsten Reiseziele. Genau dorthin ist PJ Harvey gereist, um für ihr Album zu recherchieren. Die fertigen Songs sind folgerichtig auch alles andere als gemütlich, die Musik auf The Hope Six Demolition Project ist roh und wild, mit verstörenden Dissonanzen und beunruhigenden Texten.
The Community Of Hope
Sie beruhen auf Gedichten, die sie im letzten Jahr unter dem Titel The Hollow Of The Hand veröffentlicht hat. Es geht um verlassene Dörfer, zerstörte Gebäude und vergiftete Flüsse. Besonders fasziniert war PJ Harvey offenbar von Hope Six. Sie ließ sich von einem Journalisten der Washington Post durch das Viertel fahren und hat seine Worte fast eins zu eins als Text übernommen: This is just drug town, just zombies, but that’s just life…
https://www.youtube.com/watch?v=MhsnrF8j3Bs
Musikalisch finden die düsteren Themen ihre Entsprechung in einem krachenden Schlagzeug, verzerrten Gitarren, unheilvollen Background-Chören und einem an den Nerven zerrenden Saxophon.
Aufnahmen als Kunstinstallation
Aufgenommen hat PJ Harvey das Album im Somerset House in London und daraus eine Kunstinstallation gemacht. Die Wände des Studios bestanden aus Glas, das aber nur von einer Seite durchsichtig war. Besucher konnten Harvey und ihrer Band beim Arbeiten an den Stücken zuschauen.
Die Texte wirken mitunter distanziert und irgendwie oberflächlich, als wäre sie vom Elend und der traurigen Realität an den ehemaligen Kriegsschauplätzen etwas überfordert gewesen. Das ist zugegebenermaßen Jammern auf hohem Niveau, aber PJ Harvey ist ja auch nicht irgendeine Künstlerin. Mit The Hope Six Demolition Project ist ihr trotzdem mal wieder ein bemerkenswertes Album gelungen, dessen unangenehme Themen sie in eindringliche Ohrwurm-Melodien verpackt. Jetzt schon ein Kandidat für das Album des Jahres.