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Foto: Anjo Kan | Shutterstock
Bild: Anjo Kan | Shutterstock

Forschungsquartett | Migrationsforschung

„Es ist zum Verzweifeln“

Eine Milliarde Menschen könnten laut IEP bis 2050 ihren Lebensraum verlieren. 13 000 harren in Moria aus. Welche Antworten kann die Migrationsforschung geben? Und wie steht es dabei um die Zusammenarbeit zwischen Politik und Wissenschaft?

Große Zahlen

Das Institute for Economics and Peace, kurz IEP, hat eine neue Studie veröffentlicht. Die Ergebnisse klingen dramatisch. 31 Länder sollen bis 2050 zumindest teilweise unbewohnbar werden. Dadurch sollen rund eine Milliarde Menschen ihre Lebensgrundlage verlieren. Diese Zahlen ergeben sich aus dem sogenannten Ecological Threat Register (ETR). Hier subsummiert das IEP verschiedene Faktoren wie Wasserknappheit oder die Wahrscheinlichkeit von Umweltkatastrophen, kriegerischen Auseinandersetzung und politischer Instabilität. Am stärksten gefährdet sind laut ETR die Länder Afghanistan, Mosambik, Namibia, Botswana und Äthiopien.

Es wird bezweifelt, dass bei vielen Menschen die Möglichkeit besteht, aus einer Katastrophensituation herauszukommen.

Prof. Dr. Jochen Oltmer, Universität Osnabrück

Prof. Dr. Jochen Oltmer, Universität Osnabrück

Mehr Klimawandel ≠ mehr Migration

Das Ergebnis der Studie kann jedoch täuschen. Der Verlust des Lebensraumes von einer Milliarde Menschen bedeutet nämlich keineswegs, dass diese Menschen flüchten können. Für Mobilität und Migration bedarf es nämlich Ressourcen. Die Migrationsforschung zeigt, dass es im Gegenteil eher so ist, dass mehr Armut, Ressourcenknappheit und Not zu geringeren Fluchtbewegungen führen. Die Menschen werden an diesen unwirtlichen Orten buchstäblich gefangen. Man spricht von sogenannten „Trapped Populations“.

Eine nachhaltige Migrationspolitik ist eine andere Wirtschafts- und Friedenspolitik.

Prof. Dr. Sabine Hess, Universität Göttingen

Prof. Dr. Sabine Hess, Universität Göttingen

Düstere Aussichten

Migration und Flucht fordern jedoch nicht erst im Jahr 2050 Antworten. Tausende von Menschen harren an der europäischen Außengrenze oder in Lagern in Lybien aus zum Teil unter katastrophalen Zuständen. An migrationspolitischen Maßnahmen, um diese Situation zu lösen, mangelt es. Und dabei sind Mahnungen, Konzepte und Expertenwissen da. Wie kein anderes Politikfeld hat sich die Migrationspolitik von der Wissenschaft losgelöst. Es zählen vor allem machtpolitisches Kalkül und Ideologie. Dabei ist es nicht so, als wären die Themen Flucht und Migration irgendwann vom Tisch.

Über Frust und taube Ohren, die Studie des IEP und die Gestaltung von langfristiger Migrationspolitik hat detektor.fm-Redakteur Jonas Junack mit den Migrationsforschern Prof. Dr. Jochen Oltmer und Dr. Benjamin Schraven vom Institut für Entwicklungspolitik und mit der Migrationsforscherin Prof. Dr. Sabine Hess gesprochen.

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