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Bild: udovichen | shutterstock.com

Saitenwechsel | Meeresstille und glückliche Fahrt

Wie klingt unendliche Weite?

Spiegelglattes Meer wird für Goethe auf seiner Italienreise zum lebensbedrohlichen Szenario. Beethoven und Mendelssohn vertonen seine Gedichte über diese „Todesstille“. Und wie vertont man noch viel größere Dimensionen: den Weltraum?

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Saitenwechsel wird präsentiert vom Gewandhausorchester.

Spiegelglattes Wasser, kein Windchen weht – klingt eigentlich schön friedlich, ist aber genau das Gegenteil, wenn man mit einem Segelschiff langsam und stetig auf einen Felsen zutreibt. Genau das ist Johann Wolfgang von Goethe passiert, als er auf seiner Italienreise von Sizilien zurück ans Festland wollte. Er beschreibt die Situation später in einem Gedicht als „fürchterliche Todesstille“.

Wenn wir uns heute versuchen, dieses Gefühl vorzustellen, kommt uns vielleicht eine andere Weite und Stille in den Sinn: der Weltraum. Etwa bei Sandra Bullock im Film „Gravity“.

Chor singt „Meeresstille und glückliche Fahrt“

Goethes Gedichtpaar „Meeresstille und glückliche Fahrt“ – das zweite ist die Erleichterung, als dann endlich Wind aufzieht – hat niemand geringeres vertont als Ludwig van Beethoven.

Er entscheidet sich, den Text original von einem Chor singen zu lassen, dazu komponiert er extrem lautmalerisch, findet Ann-Katrin Zimmermann, Dramaturgin am Gewandhaus zu Leipzig. So etwa, dass das Wort „Todesstille“ leise und stockend gesungen wird, „fürchterlich“ dann laut hervorbricht.

Das muss für jemanden, der weitgehend ertaubt ist, die Schreckensvision schlechthin sein. So erkläre ich mir diese Stelle: nicht nur Goethes Vorstellung von Stille, die bedrohlich sein kann, wenn man mit dem Schiff nicht weiterkommt, sondern auch eine Stille, die denjenigen, der so in der Welt des Klanges lebt, ein lebensbedrohliches Szenario sein muss.

Ann-Katrin Zimmermann, Gewandhaus-Dramaturgin

Ann-Katrin Zimmermann, Gewandhaus-Dramaturgin

Die unendliche Weite des Meeres stellt Beethoven im wahrsten Sinne des Wortes durch Weite dar. Er lässt den Sopran vom E auf das hohe A springen, mehr als eine Oktave.

Die Kontraste, die Beethoven hier einsetzt, sind so extrem, dass sie Goethe selbst wohl etwas zu viel waren. Beethoven schickt ihm die Noten mit einer Widmung, doch bekommt nie eine Antwort. Goethe ist ein Musikkenner und Liebhaber, aber mit Beethovens Musik tut er sich schwer.

Mendelssohn komponiert Orchesterstück

Mendelssohn aber ist eine andere Generation. Er bewundert Beethovens Musik und führt sie später auch häufig auf, als er Kapellmeister am Gewandhaus zu Leipzig ist. Beethovens „Meeresstille und glückliche Fahrt“ steht regelmäßig auf dem Programm. Das Publikum kennt die Gedichte und hat vermutlich auch Beethovens Chor im Ohr, als Mendelssohn selbst eine Vertonung komponiert.

Er entscheidet sich im Gegensatz zu Beethoven für ein reines Orchesterstück. Und er macht auch eine ganz andere Gewichtung. Bei ihm ist die Stille nur eine langsame Einleitung für die glückliche Fahrt.

Neue Musik mit Radioteleskop

Und wie vertont man nun noch viel größere Dimensionen? Unendliche Weiten? Klassikfans kommt da bestimmt gleich Gustav Holsts „Die Planeten“ in den Sinn. Vom Anfang des 20. Jahrhunderts, als noch nicht daran zu denken war, dass mal Menschen auf dem Mond landen. Heute plant der US-Präsident eine Weltraum-Armee.

Auch weil das Thema so politisch ist, interessiert sich das Künstlerduo Quadrature fürs All. Sie selbst würden sich eher als Gestalter bezeichnen, aber in der Klassikwelt sehen sie viele auch als Komponisten. Sie arbeiten schon seit vielen Jahren mit wissenschaftlichen Daten, die vor allem mit Weltraum und Astrophysik zu tun haben. Diese vertonen bzw. veranschaulichen sie in Installationen und Performances.

Aktuell arbeitet das Duo viel mit einem selbstgebauten Radioteleskop und verknüpft das mit automatisierten Orgeln in Kirchen. Wie das funktioniert, erklärt Sebastian Neitsch im aktuellen Saitenwechsel.

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