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Julia Schramm, Foto: Jasmin Schreiber
Bild: Julia Schramm, Foto: | Jasmin Schreiber

Flopcast | Julia Schramm

„Ich hab alles in Flammen aufgehen sehen!“

An Julia Schramm scheiden sich die Geister: Viele Menschen sehen in ihre eine Vorreiterin. Doch eben nicht alle. Julia kennt auch die andere Seite sehr gut und musste auf sehr schmerzhafte Weise lernen, mit Hasskommentaren und Online-Hetze umzugehen.

Bekannt geworden ist Julia Schramm als Gesicht der Piratenpartei, als Verfechterin eines liberalen Urheberrechts und als Twitter-Stimme (30 000 Follower). Von April bis Oktober 2012 ist sie Beisitzerin im Bundesvorstand der Piratenpartei Deutschland gewesen. Mit Mitte zwanzig ist sie damals eine der jüngsten Spitzenpolitikerinnen und ihre Unerfahrenheit und ihre Naivität haben ihr viele Türen geöffnet. Aber natürlich haben ihre fehlende Erfahrung und ihr dürftiges Einschätzungsvermögen sie auch mehr als einmal ins offene Messer laufen lassen. Mittlerweile ist sie 34 Jahre alt, hat mehrere Bücher geschrieben und hat gelernt mit übler Nachrede und Hasskommentaren umzugehen. Doch das war ein harter Lernprozess, der ihr ganz schön an die Substanz gegangen ist.

Der Wind dreht sehr schnell

Nachdem sie erst als Hoffnungsträgerin und Nachwuchssternchen in der Politik in den höchsten Tönen gelobt wurde, folgt schnell der harte Fall. Besonders hart kritisiert wurde sie für den hohen Vorschuss, den sie für ihr erstes Buch „Klick mich: Bekenntnisse einer Internet-Exhibitionistin“ erhalten haben soll und ihre sehr liberale Einstellung zum Thema Datenschutz. Als dann jemand ihr Buch kostenlos im Internet verbreitet hat, hat sie die Datenschutzrichtlinien nämlich nicht mehr so locker gesehen. Die öffentliche Debatte ist dann in einem amtlichen Shitstorm geendet und der öffentliche Druck ist irgendwann so groß geworden, dass es nur noch einen Ausweg gegeben hat: Rückzug!

Irgendwann habe ich gemerkt, dass mein Gehirn nicht mehr richtig funktioniert! Der Druck war einfach so hoch und ich habe gemerkt, ich kann nicht mehr klar denken.

Julia Schramm

Im Oktober 2012 ist sie dann aus der Piratenpartei ausgetreten und hat sich erst mal eine Auszeit genommen. Zu der Zeit hatte sie mit Depressionen zu kämpfen und hat mithilfe einer Therapeutin gelernt, sich und ihre Gefühle von anderen abzugrenzen, Hass mit Liebe zu begegnen und politische Debatten nicht zu persönlich zu nehmen. Außerdem hat sie gelernt, den Druck über verschiedene Ventile abzubauen. Als Politikerin oder Politiker offen über Gefühle, Therapien und psychische Erkrankungen zu reden, ist heute immer noch ein Tabu. Ein großes Problem, findet Julia:

Ich habe mehr Vertrauen zu Leuten, die zum Therapeuten gehen als zu denen, die das nicht tun. Mir ist es lieber, die Leute setzen sich mit ihren Problemen auseinander und gucken hin. Denn wenn sie das nicht tun, werden sie unberechenbar und unbearbeitete Gefühle sind gefährlich. Auch in der Politik oder besser gesagt: Gerade in der Politik!

Julia Schramm

Heute ist Julia Schramm Vorstandsreferentin für den Vorsitzenden Dietmar Bartsch der Linksfraktion im 19. Deutschen Bundestag. Was sie aus den Krisenzeiten gelernt hat und warum sie das Schlagzeugspielen neuerdings für sich entdeckt hat, das hat sie detektor.fm-Moderatorin Maja Fiedler erzählt.

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