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Khruangbin
Foto: Mary Kang

Keine Angst vor Hits

Von Blutegeln und anderen Trips

Die Texaner Khruangbin verbreiten Disco-Vibes, der musikalische Kassandra-Rufer Ghostpoet vertont albtraumhafte Szenarien und Car Seat Headrest machen jetzt statt vier nur noch ein Album im Jahr. Außerdem: das Berliner Pop-Kultur-Festival im digitalen Raum. All das und mehr in der neuen Folge von „Keine Angst vor Hits“.

Neue Alben

Austra – Hirudin

„Hirudin“ ist kein altgriechischer Held und auch keine extraterrestrische Spezies, sondern ein Peptid das Blutegel absondern, wenn sie das Blut von Menschen saugen. Und es ist auch der Titel des neuen Albums der kanadischen Musikerin Austra. Das ist das Projekt von Katie Selmanis, die 2011 ihr erstes Album veröffentlicht hat. Sie benutzt den Blutsauger-Titel, weil sich das Album mit ihren Erfahrungen einer toxischen Beziehung beschäftigt, in der einer den anderen aussaugt, sagt Selmanis. Sie kombiniert elektronischen, leicht experimentellem Pop mit sehr persönlichen Texten, flächigen Synthie-Arrangements und Beats.

https://www.youtube.com/watch?v=dlcqnZeO3bQ

Car Seat Headrest – Making A Door Less Open

Car Seat Headrest ist das Projekt von Will Toledo. 2010 hat er angefangen unter diesem Namen Musik zu machen und innerhalb eines Jahres vier Alben veröffentlicht. Mittlerweile ist Car Seat Headrest eine Band und die Output-Dichte nicht mehr ganz so hoch. Bzw. verteilt Toledo seine Ideen nicht mehr auf mehrere Alben, sondern packt sie einfach in ein paar Songs. So geschehen bei „Making a door less open“, das u.a. Folk, Punk, Pop, Hiphop und Sample-Experimente mit zerschnippeltem Gesang enthält. Das ist einerseits originell, andererseits wirkt es sehr nervös, die Songs springen hin und her und lassen kaum Zeit zum Durchatmen.

https://www.youtube.com/watch?v=ka9l8X8W03Y

Ghostpoet – I Grow Tired But Dare Not Fall Asleep

Mit dem letzten Album „Dark Days + Canapés“ war Ghostpoet für den renommnierten Mercury Prize nominiert. Auf dem Nachfolger „I Grow Tired But Dare Not Fall Asleep“ betreibt er bedrückende Gegenwartsanalyse. Er verwendet dazu u.a. ein stoisches Schlagzeug, heulende Violinen, ein seufzendes Cello, Fieldrecordings, zuckende, schneidende Giarren und Noise-Ausbrüche. Seine Themen sind die Sucht nach „Likes“ in den sozialen Medien, Migration, Rassismus und Männlichkeitsbilder. Seine Songs sind dringlich, voller dunkler Texturen, düsterer Grooves und den charakteristisch zurückgenommenen Vocals, deren Wirkung dafür umso nachdrücklicher ist.

https://www.youtube.com/watch?v=NNPPAbenJrA

Neu auf der Playlist

Jessy Lanza – Face

Die kanadische Elektro-Produzentin Jessy Lanza hat mit “Pull My Hair Back” (2013) und “Oh No” (2016) bislang zwei Alben gemacht, die auf den Kritikerlisten von The Guardian oder New York Times weit oben standen. In ihrem neuen Song “Face” bändigt sie die nervös tickenden Synthie-Samples ihres Mitproduzenten Jeremy Greenspan von Junior Boys und macht daraus eine eingängige Glitch-Pop-Nummer. Textlich spekuliert sie darin über die Frage, was man aus den Gesichtern von Fremden herauslesen kann. Die Single ist die zweite Vorveröffentlichung von ihrer dritten LP “All the Time”, die Ende Juli erscheinen soll.

https://www.youtube.com/watch?v=QrwrjMntR8o

Khruangbin – Time (You & I)

Zusammen mit Leon Bridges haben Khruangbin bereits Anfang des Jahres auf der “Texas Sun”-EP ihren gemeinsamen US-Staat besungen. Die Band zieht ihre Einflüsse aber aus Musikstilen rund um den Globus. Quasi die Weltmusik, die Cordhosen-tragende, frühpensionierte Sozialkundelehrer übersehen und überhören. Nun veröffentlichen Khruangbin mit “Time (You & I)” einen Gute-Laune-Track, der angetrieben wird von Laura Lees präzise groovendem Bassspiel. That’s Life! Diesen Satz kann man wie Frank Sinatra mit Blues-Attitüde singen. Oder mit kindlicher Disko-Euphorie wie Khruangbin. Ein neues Album namens “Mordechai” ist für Ende Juni angekündigt.

https://www.youtube.com/watch?v=oc50wHexbwg

Protomartyr – Worm in Heaven

Angefangen haben Protomartyr in den 2000er Jahren in Kellerbars ihrer Heimatstadt Detroit. Mit ihren Songs haben sich die Postpunker eine Menge Fans erspielt bei anderen Vertreter*innen zeitgenössischer Rockgitarren wie IDLES, Parquet Courts oder Bully. Auch der große Iggy Pop hat die Band geadelt und mal als “die beste Band, die wir in Amerika gerade haben” bezeichnet. Ob laut oder leise – schwermütig, düster oder sogar apokalyptisch sind die Songs immer. “Worm in Heaven” gehört zu den eher leisen und ist die zweite Vorveröffentlichung vom kommenden Album “Ultimate Success Today”, das am 29. Mai erscheint.

https://www.youtube.com/watch?v=7jBayKVcc7s

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