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Bild: Nick Mckk | detektor.fm

Keine Angst vor Hits

Sturm und Drang forever

THALA entführt uns in melancholische Dream-Pop-Welten, José González läutet den musikalischen Herbst ein und Trümmer sind ihrer Sturm und Drang-Phase auch beim dritten Album noch nicht entwachsen. Außerdem: Regen kriegt mehr Klicks als Lady Gaga. Das und mehr in unserem wöchentlichen Musik-Update „Keine Angst vor Hits“.

Neue Platten

José González – Local Valley

Der Meister des schwermütigen Folk-Pops ist zurück. Sechs Jahre nach seinem letzten Studio-Album „Vestiges and Claws“ hat der schwedische Singer-Songwriter José González nun den Nachfolger veröffentlicht. Dass es mit neuer Musik so lange gedauert hat, liegt vor allem daran, dass González in der Zwischenzeit Vater geworden ist und die elterlichen Pflichten ihn einfach zu sehr in Anspruch genommen haben. Erst nachdem seine Tochter in den Kindergarten gekommen ist, hat er wieder Zeit und Muße fürs Songwriting gefunden. González viertes Studio-Album hört auf den Namen „Local Valley“ und ist – wie sich das für ein schwedisches Folkpop-Album gehört – in der weiten Einsamkeit der skandinavischen Natur entstanden, nämlich im Sommerhaus seiner Familie nördlich von Göteborg. Die  schwedische Natur hört man dann auch im fertigen Mix des Albums, der Klang von Vogelgezwitscher und knarrendem Holz trägt nicht unerheblich zum organischen Gesamtsound der Platte bei. Ansonsten ist González seinem Stil auch auf seinem vierten Album weites gehend treu geblieben und beschert uns mit „Local Valley“ eine unaufdringliche aber umso berührendere, melancholisch-heitere Folkpop-Perle.

Trümmer – Früher war gestern

Die deutsche Indie Band Trümmer wird immer wieder in der musikalischen Tradition der Hamburger Schule verortet, auch wenn die vier Musiker ihre Vorbilder eher bei englischsprachigen Indie-Bands wie den Strokes, den Yeah Yeah Yeahs oder im frühen Punk der 70 Jahre sehen. Im Geiste dieser Bands steht auch das mittlerweile dritte Album der Band „Früher war gestern“. Soundmäßig changiert die Platte zwischen eingängigen Arpeggio-verzierten Indiepop-Songs und krachigerem, fast schon ins punkhafte gehendem Material. Charakteristisch sind bei allen Songs dann natürlich Paul Pötschs nachdenklich-poetischen, um nicht zu sagen akademischen Texte. Bemerkenswert ist auf jeden Fall, dass Trümmer sich auch nach fast zehn Jahren Bandgeschichte ihre jugendliche Energie, und den Sturm und Drang-Appeal ihrer Anfangsphase zu bewahren und auch in einem Alter jenseits der 30 keine Angst vor Pathos oder Kitsch zu haben.

THALA – Adolescence

THALA heißt der neuste Stern am bundesrepublikanischen Dream-Pop-Himmel. Aufgewachsen ist die junge Musikerin in Berlin, bevor es sie für einige Jahre auf die kanarischen Inseln zog, wo sie ihre ersten musikalischen Gehversuche machte. Wieder zurück in der deutschen Hauptstadt erlangte THALA schnell die Aufmerksamkeit des Indie-Labels Duchess Box Records, bei dem nun auch ihr Debüt-Album „Adolescence“ erscheint. Darauf liefert sie astreinen Indie-Dreampop: Das Choruspedal ist aufgedreht, der Hall sowie und die ganze Platte ist von einer leicht verträumten Melancholie durchzogen. Vergleiche mit Beach House oder Mazzy Star drängen sich auf, die oft hymnische Qualität der Songs erinnert beizeiten aber auch an das dunkel leuchtende Songwriting einer Angel Olsen.

Neu auf der Playlist

Christin Nichols – Malibu

Christin Nichols ist eine Künstlerin, bei der man gar nicht so genau weiß, wo man anfangen soll. Denn Christin kann tatsächlich irgendwie alles: Film, Theater, Performance, Musik, you name it! Die Deutsch-Britin lebt in Berlin und war kürzlich in der ARD-Serie „All You Need“ zu sehen. Musikliebhaber:innen ist sie sicherlich auch als Teil des Electro-Punk-Duos Prada Meinhoff bekannt. Seit Anfang des Jahres veröffentlicht Christin nun eigene Songs, die sich alle auf dem kommenden Album „I’m Fine“ (VÖ: 21.01.22) zusammenfinden werden. „Malibu“ ist die neue Single, die anders als die bisherigen auch auf dem Soundtrack des Films „Drive“ einen Platz gefunden hätte. Christin tauscht hier die punkige E-Gitarre gegen Arpeggiator-Bass und breite Synthieflächen und zeigt, wie vielseitig sie als Musikerin ist.

Sam Evian – Time To Melt

Die stressige Stadt verlassen, raus in den Wald ziehen und dort ein eigenes Studio aufbauen, um entspannt Musik schreiben zu können. Genau das hat der Songwriter und Produzenten Sam Evian getan. Zusammen mit seiner Partnerin Hannah Cohen, ebenfalls Musikerin, ist er von New York in eine ruhige Stadt in den Catskills gezogen und hat angefangen zu produzieren. Aus mehr als 60 Instrumental-Demos und der nachdenklichen, entspannenden Umgebung schrieb er sein psychedelisches neues Album „Time To Melt“ (VÖ: 29.10.21). Diese Woche erschien der Title Track, der sich mit dem Gedanken beschäftigt, dass man nicht ewig auf dieser Welt sein wird. Ein Fakt, der wahrscheinlich gerade in den letzten Jahren vielen Menschen bewusst geworden ist. Dennoch ist der Song recht positiv und untermalt mit nudeliger Gitarrelinie und groovigen Jazzbeats den wunderschönen Gesang. Typisch für Evian ist außerdem das Video zur Single, in dem er auf einen einsamen Außerirdischen in den Wäldern trifft, mit ihm tanzt und am Ende ein spezielles Insektenspray schnüffelt, das die Tür zu einer anderen Dimension öffnet.

Good Morning – Burning

Good Morning ist ein Indie-Folk Duo aus Melbourne, das schon eine ganze Weile zusammen unterwegs ist. Seit 2014 haben die beiden Musiker Liam Parsons und Stefan Blairshe fünf Alben veröffentlicht und sich vor allem in Australien und den USA einen Namen gemacht. Am 22.10.21 erscheint ihre neue Platte „Barnyard“, die sie vor der Pandemie in Wilcos berühmtem Studio „The Loft“ in Chicago aufgenommen haben. Mit „Burning“ ist diese Woche eine zweite Single davon erschienen. Der Song fängt das Gefühl der Angst ein, das viele Menschen angesichts des Klimawandels und der Ignoranz der Weltpolitiker empfinden. Über ruhigen Lounge-Piano-Akkorden grübeln Liam und Stefan über Existenzialismus, Erfolgsmerkmale und die Klimakrise und singen nachdenklich: „Some folks will swim and some folks will drown / Me I just hold onto to whatever I’ve found.“

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